Musterbeispiele Modul «Logistikprozesse»
Kompetenzbaustein – 01
Problemlösen und Optimieren
Als Teamleiter Lager in einem industriellen Produktionsbetrieb hat Timo von seinem Vorgesetzten die Aufgabe erhalten, die Leistungsfähigkeit im Wareneingang zu verbessern. Um vorhandenes Optimierungspotenzial zu ermitteln, führt er eine Prozessanalyse durch. Timo beobachtet dabei den Ablauf eines Wareneingangs von der Ankunft bis zur Einlagerung und notiert sich jeden einzelnen Schritt. Dabei entdeckt er eine Problematik bei der Einlagerung, ausgelöst dadurch, dass die Lieferanten die Gebinde nicht mit den Stückzahlen kennzeichnen. Er nimmt den negativen Einfluss auf die Performance und folglich das Optimierungspotenzial wahr und beschliesst, sich der Sache anzunehmen. Im Dialog mit den Mitarbeitenden des Wareneingangs versucht er, die konkrete Problemstellung (Ist-Situation) zu erfassen, und macht sich Notizen dazu. Anschliessend leitet Timo den Soll-Zustand daraus ab und sucht auf Basis einer Mindmap nach möglichen Lösungsvarianten. Diese stellt er dem Team vor und gemeinsam bewerten sie die Lösungsansätze nach «Machbarkeit», «Umsetzungszeit» und «Kosten». Daraus resultiert die Entscheidung, für das Problem die Lieferanten in die Pflicht zu nehmen. Die Gebinde sollen in Form eines Strichcodes mit der entsprechenden Menge gekennzeichnet werden. Für die Kommunikation an die Lieferanten konsultiert Timo Frau Künzli, Leiterin des Einkaufs. Nach der Umsetzungsphase überwacht Timo zusammen mit den Mitarbeitenden des Wareneingangs die Einhaltung der neuen Liefervorgaben.
Kompetenzbaustein – 02
Leistungserbringung der Beschaffungslogistik sicherstellen
Beispiel A
Tim ist Einkäufer bei der Firma Quill AG. Da die Firma ihre Beschaffungsformen überprüfen will, wurde er damit beauftragt, die Beschaffungsgüter der Firma einer ABC/XYZ-Analyse zu unterziehen. Als Grundlage für seine Analyse benötigt er Verbrauchsdaten, welche er sich aus dem ERP beschaffen kann. Tim beginnt mit einer ABC-Analyse nach Einkaufswert und klassifiziert die verschiedenen Produkte entsprechend. Danach analysiert er die Regelmässigkeit der einzelnen Produktverbräuche und teilt sie der entsprechenden Kategorie X, Y oder Z zu. Die Ergebnisse visualisiert er in einer Matrix. Wo Tim gegenüber den heutigen Beschaffungsmethoden Änderungsbedarf sieht, ergänzt er diese mit entsprechenden, begründeten Verbesserungsvorschlägen. Die erarbeiteten Dokumente übergibt er anschliessend seinem Vorgesetzten.
Beispiel B
Lukas, welcher im Einkauf einer Handelsfirma arbeitet, wird damit beauftragt, die Leistung der in seinem Verantwortungsbereich liegenden Lieferanten für das vergangene Jahr zu bewerten. Dazu muss er einen vom Qualitätsmanagement vorgegebenen Bewertungsbogen ausfüllen, der auf einer Nutzwertanalyse basiert. Lukas trägt die entsprechenden Informationen je Lieferanten zusammen, welche er zur Berechnung der für die Bewertung relevanten Kennzahlen benötigt. Nach der Berechnung überträgt er diese in den Bewertungsbogen und ermittelt entsprechend der Gewichtung die Ergebnisse der einzelnen Lieferanten. Dort, wo gemäss Bewertungsraster Handlungsbedarf besteht, erarbeitet Lukas Verbesserungsmassnahmen für die Lieferantenentwicklung. Seine Arbeitsergebnisse gibt er zum definitiven Entscheid an seinen Vorgesetzten weiter.
Kompetenzbaustein – 03
Leistungserbringung der Produktionslogistik sicherstellen
Beispiel A
Markus arbeitet in einer Produktion, in welcher Taschen hergestellt werden. Die neue Generation der Taschen verlangt eine Anpassung des Produktionslayouts, da zusätzliche Operationen anfallen. Zudem sollen die Wege (Materialfluss) verkürzt und die Durchlaufzeiten gesenkt werden. Mit einem Sankey-Diagramm erhebt Markus die Warenflüsse und leitet daraus bereits erste Massnahmen zur neuen Anordnung der Arbeitsbereiche ab. Das Kennzahlensystem der Firma verrät ihm, dass die Durchlaufzeiten durch grosse Mengen «Ware in Arbeit» (WIP) negativ beeinflusst werden. Um die Durchlaufzeiten zu erfassen, wendet Markus das Laufzettelverfahren an. An einer Tasche befestigt er zu Beginn der Herstellung ein vorbereitetes Kärtchen mit mehreren Spalten, damit jeder Arbeitsbereich die Zeiten «Von-Bis» notieren kann. Es stellt sich heraus, dass die Locherei nicht genug Taschen verarbeiten kann und somit einen Engpass darstellt. Zusammen mit dem Vorschlag zum neuen Layout reicht er den Antrag ein, die Kapazität der Locherei zu erhöhen und so die Durchlaufzeiten zu senken.
Beispiel B
Als neu ausgebildeter Logistikfachmann wurde Stephan in seinem Unternehmen gebeten, die Versorgung der Produktion mit Hilfs- und Betriebsstoffen zu optimieren. Dafür analysiert er den Tertiärbedarf und kategorisiert dessen Güter nach ABC. Stephan setzt sich zum Ziel, dass alle A-Artikel jederzeit am Verbrauchsort in der Produktion bereitstehen. Mit einem Kanban-Konzept sorgt er dafür, dass die entsprechenden Mengen jederzeit vorhanden sind.
Kompetenzbaustein – 04
Leistungserbringung der Lagerlogistik sicherstellen
Beispiel A
Die Zwindli GmbH, eine Handelsfirma für Arbeitssicherheitsbedarf, will ihre Kommissionierzeiten reduzieren. Fred, Teamleiter Kommissionierung, wird damit beauftragt, Verbesserungsmassnahmen zu entwickeln. Er analysiert die Arbeitsvorgänge seiner Mitarbeitenden und identifiziert als grössten Treiber der zu langen Kommissionierzeit die Wegzeit. Um diese zu reduzieren, prüft Fred verschiedene Varianten und entscheidet sich schlussendlich für das Prinzip der Stichgangkommissionierung. Dazu unterzieht er sämtliche Artikel einer ABC-Analyse nach Anzahl Picks und definiert so entsprechend der Klassifizierung die neuen Lagerplätze. Nachdem die Umlagerungen abgeschlossen sind, erhebt Fred die neuen Kommissionierzeiten, berechnet die Reduktion und übergibt die gewonnenen Daten zur Berichterstattung an das Management.
Beispiel B
Das Regallager der Firma Muster AG, einer kleinen Produktions- und Handelsfirma, muss aufgrund Platzmangels erweitert und neu organisiert werden. Silas, Teamleiter Wareneingang, wurde mit der Planung dieses Vorhabens beauftragt. Aufgrund Prognosen und strategischen Plänen vom Management erhält er Zahlen zu den zusätzlich geforderten Lagerplätzen. Er macht die nötigen Berechnungen und zeichnet aufgrund der Ergebnisse einen ersten möglichen Layoutplan. Auf dessen Basis erstellt Silas ein Materialflussdiagramm, welches ihn bei der Zuteilung der Lagerzonen und der Entwicklung der Ein- und Auslagerungsstrategie unterstützt. Entsprechend der daraus gewonnenen Erkenntnisse macht er im Layoutplan noch kleinere Anpassungen. Seinen finalen Lösungsvorschlag unterbreitet Silas anschliessend zur Freigabe dem Management.
Kompetenzbaustein – 05
Leistungserbringung der Distributionslogistik sicherstellen
Beispiel A
Die Firma Speed AG stellt Elektromotorräder für den Rennsport her. Für den Versand der hochwertigen Bikes wurden spezielle Ladungsträger entwickelt und beschafft. Aufgrund fehlender Transparenz im Prozess weiss die Firma jedoch nicht, wo überall sich die Ladungsträger aktuell befinden. Das Verlustrisiko der hochwertigen Gebinde hat die Geschäftsleitung dazu bewegt, ein Projekt ins Leben zu rufen, welches die Rückverfolgbarkeit der Ladungsträger sicherstellen soll. Als stellvertretender Leiter Logistik soll Maurizio sich darum kümmern. Er analysiert die Ausgangslage und entwickelt mehrere Möglichkeiten, um Transparenz im Gebinde Management zu schaffen. Da die Geschäftsleitung aufgrund der hohen Initialkosten die RFID-Lösung abgelehnt hat, entscheidet sich Maurizio dazu, die Gebinde mit einer einmaligen Nummer in Form eines QR-Codes zu versehen. Das ICT-System unterstützt ihn dabei, die Zu- und Abgänge zu erfassen und kundenspezifisch auszuwerten. In einem Pilotprojekt soll die Lösung getestet und anschliessend der Geschäftsleitung vorgestellt werden.
Beispiel B
Aufgrund des Umsatzwachstums ist die Firma STEEL COMPANY AG nicht mehr in der Lage, den Vertrieb ihrer Stahlprodukte mit dem eigenen Fuhrpark abzuwickeln. Der bisherige Speditionsleiter Armin Müller wird deshalb damit beauftragt, die Grundlage für einen Make-or-Buy Entscheid zu schaffen. Dafür erstellt er ein einfaches Lastenheft mit der aktuellen Situation, den Kundenforderungen sowie dem Leistungsumfang und holt mögliche Angebote ein. Er zeigt der Geschäftsleitung zudem sowohl die Vorteile als auch die Nachteile eines Outsourcings auf und erarbeitet eine Empfehlung.
Kompetenzbaustein – 06
Leistungserbringung der Entsorgungslogistik sicherstellen
Beispiel A
Nach einem internen Audit des Bereichs Entsorgung stellt das Management der Chao AG fest, dass ihre Entsorgungsorganisation lückenhaft ist. Die Entsorgungskanäle wurden vor fünf Jahren grob definiert, dokumentierte Vorgaben dazu existieren jedoch nicht. Für das Management ist klar, dass sich in dieser Zeit im Bereich Abfall sicherlich viel verändert hat. Christian wird damit beauftragt, die Ist-Situation aufzunehmen und mögliche Verbesserungsvorschläge aufzuzeigen. Dazu identifiziert er sämtliche Abfälle der Firma und erstellt ein Ist-Entsorgungskonzept. Weiter erfasst er auch die Mengen und kann so die aktuellen Entsorgungskosten genau herleiten. Auf Basis der Ist-Situation prüft Christian, in welchen Bereichen eine bessere Abfalltrennung sinnvoll ist, und analysiert verschiedene Entsorgungskanäle. Seine Ergebnisse verdichtet er in einem Soll-Entsorgungskonzept und zeigt so die Optimierungsmöglichkeiten gegenüber der aktuellen Organisation auf. Die erarbeiteten Ergebnisse legt er zur Freigabe dem Management vor.
Beispiel B
Pafumi Logistik hat ein neues Aussenlager eröffnet, in dem künftig für Detailhändler gewisse Konfektionen vorgenommen werden. Hauptsächlich wird es um das Umpacken von Artikeln in kundeneigene Gebinde gehen. Kevin wurde als Teamleiter dieser neuen Sparte definiert. Da durch die Konfektionierung grosse Mengen an Verpackungsabfall entstehen, wurde er damit beauftragt, eine entsprechende Entsorgungsorganisation zu entwickeln. Nach der Analyse der Abfallarten und -mengen prüft Kevin verschiedene Entsorgungskanäle. Er spricht mit verschiedenen Entsorgungsdienstleistern und holt Angebote zur Miete und zum Kauf von Gebinden und Pressen ein. Er stellt Berechnungen an und entscheidet sich für die wirtschaftlichste Lösung. Seine Ergebnisse dokumentiert Kevin in einem Entsorgungskonzept, wo er auch die Sammelstellen und -behälter der verschiedenen Abfälle definiert. Als Schulungsgrundlage für die Mitarbeitenden und zur besseren Transparenz visualisiert Kevin die verschiedenen Entsorgungsprozesse zusätzlich mit Flussdiagrammen. Da es auch um Investitionen geht, muss er sein Konzept anschliessend der Geschäftsleitung zur Freigabe vorlegen. Diese wird erteilt und Kevin leitet die notwendigen Massnahmen ein.