Ich schaue den Lehrgang als Investition in mich selber an
Julian Wolf arbeitet in der Medizinaltechnik im Hochpreissegment. Umso interessanter war im Lehrgang zum Supply Chain Manager für ihn der Austausch mit Kollegen aus anderen Branchen.
Julian Wolf hat schon an vielen Orten gelebt und auch bei der Arbeit fühlt er sich im internationalen Umfeld wohl. Seine Ausbildung zum Supply Chain Manager kommt ihm überall auf der Welt zugute.
Schon bald wird Julian Wolf nicht mehr in Baden-Dättwil arbeiten, sondern in Palo Alto im Silicon Valley, Kalifornien. Dort wird er am Hauptsitz seines Arbeitgebers, Varian Medical Systems, für ein Transformationsprojekt verantwortlich sein. Varian entwickelt und vermarktet Hardware- und Softwaresysteme für die Strahlentherapie. «Bei meiner neuen Aufgabe geht es hauptsächlich um regulatorische Belange, etwa um die korrekte Angabe von Informationen auf Instrumenten, die von Varian entwickelt werden und weltweit zum Einsatz kommen.»
Es wird nicht das erste Mal sein, dass Wolf in den USA lebt: Er kam als Kind von Auslandschweizern in Brasilien zur Welt und lebte in der Romandie, bis er sieben Jahre alt war. Anschliessend lebte er während fünf Jahren in Miami, Florida. «Als ich zwölf war, kam ich zum ersten Mal in die Deutschschweiz», sagt Wolf, der dank seines internationalen Hintergrunds mehrere Sprachen fliessend spricht.
Internationalität gesucht
In seinem erlernten Beruf als Zimmermann konnte er seine Vielsprachigkeit jedoch nicht anwenden. «Nach der Ausbildung zum technischen Kaufmann wechselte ich deshalb vom Handwerk ins Büro und arbeitete im Verkauf und Innendienst des Werkzeugherstellers Hilti in Adliswil.» 2010 wechselte Wolf zu Varian und arbeitet seither in verschiedenen Positionen im Unternehmen. Derzeit ist er in der Funktion Manufacturing NPI Lead EMEA im Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika für die Einführung neuer Produkte verantwortlich.
Die Herstellung der hochspezialisierten medizinischen Apparate involviert verschiedene Zulieferer, weshalb Wolf schon bald mit Fragen des Supply Chain Managements (SCM) konfrontiert war. «Deshalb war es für mich naheliegend, mich in diesem Bereich weiterzubilden», sagt der 35-Jährige. Es war ihm zudem ein Anliegen, eine Ausbildung vorweisen zu können, die auch über die Landesgrenzen hinaus anerkannt ist. «Ich wollte in dem internationalen Umfeld, in dem ich mich bewege, einen Schritt weiterkommen.» Auf der Suche nach einem geeigneten Lehrgang entschied er sich rasch für die Weiterbildung zum eidgenössisch diplomierten Supply Chain Manager bei GS1 Switzerland: «Der Lehrgang ist eine gute Mischung zwischen ‹von der Pike auf› gelernt und berufsbegleitendem Erwerben von neuen Kenntnissen.»
Einblick in andere Branchen
2017 startete Wolf den Lehrgang mit der Erwartung, sein praktisches Knowhow mit theoretischem Wissen zu festigen und neue Methoden und Arbeitsinstrumente kennenzulernen. Wolfs Arbeitgeber beteiligte sich zu einem grossen Teil an den Ausbildungskosten, deshalb war es ihm wichtig, das Gelernte auch im Unternehmen anwenden zu können. «In Bezug auf den Einsatz von Arbeitstools bin ich oft regulatorisch gebunden. Aber der Unterricht ist sehr methodisch aufgebaut und der praktische Bezug ist gross. So profitiere ich in meinem Berufsalltag etwa davon, dass wir lernten, wie man Entscheidungen trifft.»
Seine Erwartungen an die Ausbildung seien erfüllt worden, sagt Wolf. Das hat nicht nur mit dem Unterricht zu tun, sondern auch mit dem Austausch, den er mit Kolleginnen und Kollegen hatte. Dabei gefiel dem Supply Chain Manager besonders die Durchmischung der Branchen. «In meinem Bereich der Medizinaltechnik bewegen wir uns im Hochpreissegment. Es wird viel in die Forschung investiert, und es werden verhältnismässig kleine Stückzahlen produziert. Darum war es für mich sehr interessant, mit jemandem aus einem völlig anderen Bereich zu reden, etwa aus dem Detailhandel, wo es bei Prozessoptimierungen, anders als bei uns, teilweise um Rappen und Minuten geht.»
Sicherheit im Metier
Die grösste Herausforderung sei für ihn das Zeitmanagement gewesen, «die Vereinbarkeit der Weiterbildung mit einem Vollzeitpensum und dem Privatleben». Als er 2018 – mitten im Lehrgang – die Möglichkeit erhielt, für zwei Jahre im deutschen Augsburg eine Produktionsstätte aufzubauen, entschloss sich Wolf, die Weiterbildung zu unterbrechen. «Ich wollte diese einmalige berufliche Möglichkeit wahrnehmen.»
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz 2020, nahm er die Weiterbildung wieder auf und reichte seine Diplomarbeit im Herbst desselben Jahres mit Erfolg ein. «Es fiel mir nicht leicht mich noch einmal aufzuraffen, denn kurzfristig konnte ich keinen Gewinn aus der Diplomarbeit ziehen», gesteht Wolf. Er holte sich die nötige Motivation jedoch durch das Wissen darum, dass ihm der Abschluss langfristig weitere Türen öffnen wird – weltweit und auch in anderen Branchen.
Julian Wolf ist bereits etliche Stufen auf der Karriereleiter hochgestiegen. Die Weiterbildung zum Supply Chain Manager wurde für den neuerlichen Schritt mit der Aufgabe in Amerika nicht von ihm verlangt, sagt er. «Aber sie verleiht mir die Sicherheit, mein Metier gelernt zu haben.» Das äussere sich in seinem Auftreten und bei der Definition von Arbeitsprozessen. «Ich schaue den Lehrgang als Investition in mich selber an.»
Zur Person:
Julian Wolf setzt seinen internationalen Hintergrund im Beruf bewusst ein.
Julian Wolf wurde 1986 in Brasilien als Kind von Auslandschweizern geboren und lebte bis zu seinem siebten Lebensjahr in Vevey. Danach zog die Familie für fünf Jahre nach Miami im US-Bundesstaat Florida. Mit zwölf kehrte Wolf in die Deutschschweiz zurück. Nach seiner Ausbildung zum Zimmermann und der anschliessenden Rekrutenschule, wechselte er vom Handwerk ins Büro und arbeitete von 2008 bis 2010 im Verkauf und Innendienst beim Werkzeughersteller Hilti in Adliswil. 2010 wechselte er als Production Coordinator zu Varian Medical Systems in Baden-Dättwil. Seither ist Wolf in unterschiedlichen Funktionen für das internationale Unternehmen tätig. Den Lehrgang von GS1 Switzerland zum Supply Chain Manager absolvierte er ab 2017 mit einem Jahr Unterbruch erfolgreich und erhielt Anfang 2021 das eidgenössische Diplom. Ab Oktober 2021 wird er am Varian-Hauptsitz in Palo Alto/Kalifornien ein Transformationsprojekt im Bereich Device Labelling leiten. Wolf lebt mit seiner Partnerin derzeit in Baden.
Autor: Julia Konstantinidis
Bildquelle alle Bilder: juk